Dem Schmerz begegnen

Dem Schmerz begegnen

Die Geschichte einer Endometriose ist immer auch eine leidvolle Geschichte starker Schmerzen. Die physiotherapeutische Behandlung in Bad Schmiedeberg nimmt darum den Schmerz in den Fokus mit dem Ziel, ihm ganzheitlich zu begegnen und ihn zu so möglichst zu lindern.

Die physischen Schmerzen, die symptomatisch sind für eine Endometriose, können vielfältig sein: Sie treten nicht nur während der Periode auf und beschränken sich nicht auf den Unterleib, sondern strahlen in die Beine, in den Rücken und bis in die Schultern. Schmerzen bereiten Toilettengänge, gynäkologische Untersuchungen und Sex. Hinzu kommen seelische Belastungen – gerade wegen der Schmerzen oder weil das Umfeld nicht immer verständnisvoll reagiert; und weil Endometriose die Fruchtbarkeit beeinträchtigt, weshalb ein Kinderwunsch entsprechend oft unerfüllt bleibt.

Sigrid Baum, leitende Physiotherapeutin des Eisenmoorbads, ist vertraut mit den Leidensgeschichten von Endometriose-Patientinnen. Sie unterstreicht, wie wichtig es ist, den im Krankheitsverlauf entstehenden Teufelskreis zu durchbrechen: „Bei Schmerzen gerät vieles aus dem Gleichgewicht. Man verkrampft sich, versucht mit anderen Positionen den Schmerzen auszuweichen und eignet sich so schnell Haltungs- und Bewegungsmuster an, die dann andernorts – zum Beispiel im Bereich der Wirbelsäule – wieder Schmerzen hervorrufen.“
Das Physiotherapie-Konzept in Bad Schmiedeberg setzt darum in vier Bereichen an:

  1. Atmung
    Unsere Atmung ist ein machtvolles Instrument. Oft schenken wir ihr aber wenig Beachtung. Wir atmen ganz automatisch und merken nicht, dass sich unser Atmen verändert – je nachdem, wie wir uns fühlen. Bei Schmerzen verkrampfen wir uns, was zur Folge hat, dass der Atem nicht mehr frei fließt und oberflächlich bleibt. Endometriose-Patientinnen lernen mit verschiedenen Techniken, ihren Atem ganz bewusst zu steuern und überhaupt wieder tief ein- und auszuatmen, um den ganzen Körper zu entspannen.
  2. Rückenschule
    Auch die Körperhaltung leidet durch die schmerzbedingten Verkrampfungen. In der Rückenschule werden deshalb Bewegungsmuster beobachtet, korrigiert und Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie künftig vermieden werden können. Dabei geht es um ganz alltägliche Tipps wie das Sitzen am Computer oder – ja, Sie lesen richtig – das korrekte Niesen. Blockaden im Bereich der Lendenwirbelsäule werden mit Übungen (z. B. im Vierfüßlerstand) gelöst. Erste Erfolge zeigen sich unter Umständen schon nach wenigen Trainingseinheiten.
  3. Beckenbodentraining
    Vor allem Betroffene, die mehrere gynäkologische Operationen hinter sich haben, leiden oft unter Inkontinenz. Das Beckenbodentraining hilft ihnen, die Kontrolle über ihre Blase wieder so weit wie möglich zurückzuerlangen. Neben einfachen Übungen, mit denen die Muskeln im Beckenbereich gestärkt werden, steht auch hier die Vermeidung von antrainierten Fehlhaltungen im Mittelpunkt, um den Druck auf die Blase zu verringern.
  4. Geführte Meditation
    Während die Atemtechniken der physischen Entspannung dienen, gehen die geführten Meditationen einen Schritt weiter, wie Sigrid Baum erklärt: „Bin ich seelisch verspannt – aufgrund der Schmerzen oder stressbedingt – sind auch meine Muskeln verspannt. Fantasie- oder Märchenreisen bewirken einen tiefen Ruhe- und Erholungszustand. Aus dieser körperlich-seelischen Entspannung können die Patientinnen wieder Kraft und Energie schöpfen.“

Der auf diesen vier Säulen beruhende Ansatz ermöglicht es nicht zuletzt, ganz individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse der Betroffenen einzugehen. Denn Endometriose bedeutet immer auch einen persönlichen, spezifischen Krankheitsverlauf, dem es gerecht zu werden gilt.

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