Fastenwandern in Bad Schmiedeberg

Fastend und wandernd zu neuer Lebensfrische

Den Körper entgiften, den Geist zur Ruhe kommen lassen und der Seele etwas Gutes tun. Das alles kombiniert das Fastenwandern – ein Angebot, das in Bad Schmiedeberg auf immer größere Beliebtheit stößt. Jeweils im Frühjahr oder Herbst sind Anmeldungen für die Gruppe möglich; denn gemeinsam und weg vom eigenen Alltag fällt der Essensverzicht viel leichter.   

Ich stoße am Freitagmorgen zur Gruppe, also fast schon am Ende der Fastenwoche, die immer sonntags beginnt. Die Stimmung ist ausgelassen und die erste Überraschung folgt gleich zu Beginn: Gesprochen wird übers Essen. Sandra Schneider, die Ernährungsberaterin des Eisenmoorbades, hat Tipps und Rezepte mitgebracht – von Pizza bis Nusspralinen. Die Gruppe tauscht sich rege aus und bei  niemandem scheint das den Durchhaltewillen zu tangieren. 

Eine Stunde später sind alle parat für die letzte Wanderung der Woche. Heute geht es zum Wasserschloss Reinharz in der Dübener Heide. Josef, einer der beiden Männer in der Gruppe, ist zum ersten Mal beim Fastenwandern mit dabei. Mit Blick auf die Anreise und den ersten Tag meint er: „Als Ersttäter ist man schon etwas aufgeregt.“ Schließlich wisse man nicht genau, was einen erwarte. Die Fastenerfahrung vergleicht er gar mit einem Marathon und sein Urteil ist eindeutig: „Das hier ist schwieriger.“

Vor allem zu Beginn des Fastens kann es zu Kopfschmerzen, Kreislaufschwächen oder Magenbeschwerden kommen. Nach ein paar Tagen ist die Konzentrationsfähigkeit vielleicht nicht mehr gleich hoch, man fühlt sich – nicht zuletzt durch das Wandern – etwas müde und erschöpft. Insgesamt machen aber alle einen belebten Eindruck. Und viele sind inzwischen zu überzeugten Fastenden geworden. Sie fühlen sich danach entspannter, leichter und allgemein besser. Marianne beispielsweise fastet seit 18 Jahren, meist zweimal pro Jahr, vor allem wegen ihrer rheumatischen Beschwerden. Positiv beeinflusst werden auch Verdauung, Stoffwechsel und Hormonhaushalt. Ganz allgemein bietet das Fasten für Körper und Geist die Möglichkeit, zu regenerieren. Und viele nutzen die Gelegenheit, um die eigene Ernährung umzustellen und vor allem bewusster zu essen.

Karin und Andrea, die gemeinsam schon zum dritten Mal nach Bad Schmiedeberg gereist sind, erzählen, dass sie auch vier bis sechs Wochen nach dem Fasten kaum Appetit haben. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass als Vorbereitung für die Fastenkur der Darm ganz entleert wird. Dadurch erlischt das Hungergefühl weitgehend. Und so möchten manche nach dieser Woche für sich noch weiterfasten, auch wenn ihnen bewusst ist, dass dies im alltäglichen Umfeld zu Hause oder im Beruf viel schwieriger durchzusetzen ist. Nicht zuletzt, wenn sich Angehörige, Arbeitskollegen oder Freunde Sorgen machen und finden: „Du musst doch wieder etwas essen.“

Das Fastenbrechen, also die erste (leichte) Mahlzeit, die man wieder zu sich nehmen darf, wird entsprechend von den meisten gar nicht so herbeigesehnt – für mich die zweite große Überraschung an diesem Tag. Oder eigentlich die dritte, denn auch die Leichtfüßigkeit, mit der nach einer ganzen Woche ohne feste Nahrung eine 11 Kilometer lange Wanderung absolviert wird, beeindruckt mich stark. Das letzte Wellnessprogramm, das sich manche nach dem Marsch noch gönnen, ist also mehr als verdient. Empfohlen werden während der Fastenwoche besonders Fußreflexzonen-, Honig- oder Schröpfmassagen, aber auch ein wärmender Heublumensack.

Und am Samstagmorgen erwartet alle, die sich doch fürs Fastenbrechen entscheiden, eine Geschmacksüberraschung: Denn nach einer Woche Nahrungsverzicht sind die Geschmacknerven wieder besonders fein, so dass selbst einfachste Speisen zum Erlebnis werden und man – wenn die alltäglichen Gewohnheiten zurückkehren – bei dem einen oder anderen Bissen verblüffende Erkenntnisse erleben mag.

Alle Informationen zum Fastenwandern in Bad Schmiedeberg sowie die aktuellen Termine finden Sie hier.

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