Nach einer Operation, einer Verletzung oder bei chronischen Schmerzen möchte man oft nur eines: sich erholen.
Und dann sagen einem die Ärzte in der Reha: „Medizinische Rehabilitation ist kein Wohlfühlprogramm.“ Denn – so weiß man heute – aktive Bewegung ist der Schlüssel zum Erfolg. Um die Patientinnen und Patienten dabei möglichst optimal zu unterstützen, hat Bad Schmiedeberg in neue Geräte der Medizinischen Trainingstherapie (MTT) investiert.
In der MTT werden Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit trainiert. Das Besondere an den neuen Geräten, die seit diesem Frühjahr im Kurmittelhaus zur Verfügung stehen, ist ein computergestütztes Biofeedback-System. Dadurch können die Trainingseinheiten individuell abgestimmt werden, je nach Zielsetzung, Leistungsfähigkeit und Einschränkungen der Patientinnen und Patienten. Auf einem Monitor werden die Übungen vorgegeben; so kann man selbst jederzeit kontrollieren, ob die Ausführung korrekt erfolgt. Auch spielerische Elemente werden dabei eingesetzt, indem man etwa Ski fahren oder einen Punkt verfolgen muss. Das sorgt für Abwechslung und macht erst noch Spaß.
Wie Dr. Jörg Brandt, Chefarzt Orthopädie des Eisenmoorbades, erläutert, ist zudem die Abstufung der Gewichte anders als bei normalen Geräten im Fitnessstudio. Dadurch lässt sich die Belastung genau dosieren, was nicht zuletzt die Verletzungsgefahr reduziert. Die vorgegebenen und geführten Bewegungsabläufe dienen der gelenkschonenden Nutzung, sorgen aber auch dafür, dass man die Übungen richtig ausführt und sich kein falsches Trainingsmuster aneignet.
Die Investition in die neuen Geräte erfolgte mit gutem Grund, denn laut Dr. Brandt belegen wissenschaftliche Untersuchungen inzwischen die Erfolge der Medizinischen Trainingstherapie: „Es gibt eine Reihe von Studien, die zeigen, dass die aktive Bewegungstherapie und eben auch die Medizinische Trainingstherapie mittel- bis langfristig helfen und auch eine heilende Wirkung haben. Nach einem Herzinfarkt lässt sich beispielsweise das Risiko für einen zweiten um die Hälfte reduzieren.“
Angewendet wird MTT in Bad Schmiedeberg etwa nach rheumachirurgischen Eingriffen, dem Einsetzen künstlicher Gelenke, Wirbelsäulenoperationen, Verletzungen und Knochenbrüchen oder bei Bandscheibenvorfällen. Aber auch bei chronischen Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes oder Fibromyalgie zeigt das Trainingsprogramm eine positive Wirkung. Gerade bei älteren Menschen hilft MTT zudem, Geschicklichkeit, Gleichgewichtssinn und Körpergefühl zu verbessern, wodurch nicht zuletzt das Sturzrisiko gesenkt werden kann.
Wichtig für einen nachhaltigen Erfolg ist allerdings, dass die Übungen auch nach der Rehabilitation weitergeführt werden. Dr. Brandt empfiehlt, in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren nach Reha-Abschluss weiter unter medizinischer Betreuung zu trainieren, am besten ein- bis zweimal pro Woche. Für Patientinnen und Patienten aus der Umgebung ist dies in Bad Schmiedeberg von Montag bis Freitag jeweils zwischen 18.00 und 20.00 Uhr möglich. Eine andere Option, die man sich als Nachsorge verschreiben lassen kann, sind Reha-Sportgruppen. Das Training mit anderen kann zusätzlich motivieren, denn auch Dr. Brandt weiß: „Aktiv etwas für immer machen, das ist manchmal das Schwierigste.“
Insgesamt sollten Therapieformen, in denen die Patientinnen und Patienten aktiv etwas tun müssen, rund 80 Prozent der gesamten Rehabilitation umfassen. In der restlichen Zeit ist Entspannung und Erholung nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Denn Massagen, Moorbäder und andere passive Therapiemaßnahmen leisten ebenfalls einen wichtigen Beitrag: Einerseits physisch, weil dadurch die Muskeln gelockert, stimuliert und aufgebaut werden. Andererseits psychisch für das allgemeine Wohlbefinden.